Fleckvieh Züchterlehrfahrt 27. bis 29. Oktober 2017
Ziel unserer Reise waren die italienischen Provinzen Brescia und Verona, Zwischenstopp machten wir in St. Jakob im Ahrntal um den Betrieb von Jakob Garnter, Oberachrain zu besichtigen. Der Betrieb Gartner liegt auf 1.200m Seehöhe (Alm auf 1.900m – 2.500m, Almhütte wurde im Jahr 2000 neu gebaut) und bewirtschaftet 18ha Grünfläche und 0,5ha Mais.
Zwischen 27 und 30 leistungsstarke Fleckviehtiere befinden sich am Betrieb und erreichen einen Stalldurchschnitt von 9.800kg – sehr bemerkenswert ist, dass der Betrieb Gartner sechs Mal in Folge den Titel der Südtiroler Landessiegerin für sich entscheiden konnte - das heißt, dass seit 30 Jahren durchgehend eine Landessiegerin am Oberachrainhof steht. Der Betriebsschwerpunkt liegt darin, exterieurstarke, voll im Doppelnutzungstyp stehende Kühe zu züchten und dabei ein besonderes Augenmerk auf das Eu-ter und das Fundament zu legen. Damit für ausreichend Kuhkomfort gesorgt ist, steht jedem Tier ein eigener Liege- und Fressplatz zur Verfügung. Die Fütterung setzt sich aus Heu und Silo zusam-men, beides zu gleichen Teilen. Gemolken wird im 5er-Tandem Melkstand, der konventionelle Milchpreis liegt derzeit bei 0,56 Euro inkl. MwSt. – interessant war die Info, dass von rund 310 Be-trieben im Ahrntal nur 4 Betriebe biologisch bewirtschaftet werden!
Da das Ahrntal sich über den meisten Niederschlag in Südtirol erfreuen darf, hat sich Fam. Gartner 2007 beim Stallneubau für eine Heuballenbelüftung entschieden. Bemerkenswert: bis auf den Dachstuhl wurden beim Stallbau alle Arbeiten in Eigenregie von Fam. Gartner durchgeführt!
Das Bauernhaus wurde 1994 neu gebaut und so geplant, dass drei Ferienwohnungen für Gäste zur Verfügung stehen – die Appartements werden auch sehr gerne gebucht – zwischen 270 und 280 Tage im Jahr werden diese von Gästen des Ahrntals bewohnt.
Nachdem all unsere Fragen von Jakob beantwortet wurden, ging es weiter zum Mittagessen. Da wir zeitlich etwas im Verzug waren und das Wetter es leider nicht allzu gut mit uns meinte, haben wir uns gegen den Zwischenstopp in Bozen entschieden und fuhren direkt von St. Jakob weiter in Richtung Gardasee, nach Toscolano Maderno in unser Hotel Antico Monastero.
Am Samstag ging die Reise weiter nach Verona, Hauptstadt der Provinz Verona, wo uns unsere beiden Stadtführer bereits erwarteten. Unsere Sightseeingtour begann mit dem Bus, damit wir einen Überblick über die Stadt erhalten. Das Wetter war für eine Stadttour genau richtig, aufgeteilt in zwei Gruppen ging es anschließend zu Fuß am Ufer der Etsch los.
Die Stadt zählt rund 257.000 Einwohner und liegt wie bereits erwähnt an der Etsch, etwa 59 m über dem Meeresspiegel am Austritt der so genannten Brenner-Linie in die Poebene. Seit 2000 gehört die Altstadt von Verona zum Weltkulturerbe.
Über die Via Mazzini gelangt man zu Veronas wohl bekanntester Sehenswürdigkeit – der Casa di Giulietta. Dieser Ort ist ein wahrer Touristenmagnet, man könnte glauben, ohne ein Foto von Julias Balkon vorweisen zu können, darf man nicht behaupten, in Verona gewesen zu sein. Uns blieb jedoch der wahre Blick auf den Balkon aufgrund von Sanierungsmaßnahmen verwehrt. Zahlreiche Fleckviehzüchter kamen allerdings in den Genuss, die Bronzestatue von Julia zu berühren – der Sage nach soll dies Glück in der Liebe bringen…
Beendet wurde die Führung im Zentrum der Altstadt - dieses bildet die Piazza Bra mit der beein-druckenden Arena. Leider fehlte uns die Zeit, um die Arena zu besichtigen.
Nach dem Mittagessen führte uns unsere Lehrfahrt weiter nach Affi zum Weingut der „Fratelli Poggi“. Dieses 80ha große Weingut ist seit dem Jahr 1888 in Besitz der Familie. Jährlich werden ca. 150.000 Flaschen an Rot-, Weiß- und Roséwein produziert. Wir durften einen kurzen Blick in den Weinkeller werfen, bevor wir uns bei einer Weinverkostung von der Qualität der Poggi-Weine überzeugen konnten. Dass uns diese sehr geschmeckt haben, beweist mit Sicherheit die Kassenabrechnung des direkt an den Verkostungsraum angrenzenden Shops ?!
Gut gelaunt ging die Fahrt zurück in unser Hotel, wo der Abend einen gemütlichen Ausklang fand.
Am letzten Tag unserer Reise stand die Besichtigung der Bergisel Schanze in Innsbruck am Programm. Nach ca. 4,5 Stunden Busfahrt erreichten wir unser Ziel. Martin und Andreas, zwei ambitionierte Skispringer, warteten bereits im Zielauslauf um uns die komplexe Materie des Skispringens näher zu bringen und uns die wichtigsten Daten der Schanze mitzuteilen: In den Jahren 2001/2002 wurde die Schanze durch Finanzierung von Bund, Land Tirol der Stadt Innsbruck und dem Österreichischen Skiverband saniert und auf modernste Technik und Architektur umgebaut – Kosten rund 15,4 Mio. Euro.
Rund 28.000 Besucher finden bei einer Veranstaltung wie z.B. der Vierschanzen-tournee Platz. Der Turm hat eine Höhe von 50m – die Anlaufspurlänge beträgt 98m. Den derzeitigen Schanzenrekord hält seit 2015 Michael Hayböck mit 138m! Für viele unserer Reiseteilnehmer war noch nicht bekannt, dass auch im Sommer zahlreiche Skisprungbewerbe stattfinden – die Bergisel Schanze wird seit 2003 auch im Sommer genutzt, möglich ist dies aufgrund der Belegung des Auslaufs mit grünen Kunststoffmatten und der Glaskeramikschindeln in der Anlaufspur. Nach dem theoretischen Teil durften wir endlich den Turm selber erkunden. Wir wählten die bequeme Auf-fahrt mit dem Schrägaufzug und sparten uns somit die 455 Stufen bis zum Fuße des Turms. Mit dem Skispringerlift gelangten wir zum berühmten „Zitterbalken“ - sehr beeindruckend ist hier die grandiose Aussicht über einen großen Teil des Inntals und natürlich Innbruck - zugleich auch sehr einschüchternd allerdings der Blick entlang der Anlaufspur hinunter in den Zielauslauf mit dem Friedhof im Hintergrund!!
Überraschend war für uns auch die enorme Größe des Turms mit mehreren Geschossen welche Platz für Restaurant, Aussichtsplattform, Rettungsebene, Technik-, Lager- und Personalräume bietet – eine architektonische Meisterleistung, da diese Geschosse teilweise sogar bis zu 12m über den Turmschaft hinausreichen!
Andreas und Martin erklärten uns am Schanzentisch die technischen Details von Sprungski, Schan-zenaufbau, Anlauf und Sprungtechnik. Aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen blieb uns leider ein „Showjump“ durch unsere Sportguides verwehrt, was jedoch unsere Begeisterung über die interessante Führung keinesfalls schmälern konnte.
Nach zirka zwei Stunden Führung ging für uns die Reise weiter in Richtung Maishofen – Startpunkt und gleichzeitig auch Endstation unseres Ausfluges. Herzlich gedankt sei an dieser Stelle dem Bus-unternehmen Gassner – mittlerweile Fixbestandteil unserer Reisen!! Ernst und Irmgard chauffierten uns auch 2017 wieder sicher und überaus komfortabel an unsere Ziele.
Danke auch an Hubert Rettensteiner, der seine Feuertaufe mit Bravour bestanden hat – wir freuen uns schon auf die Fleckvieh-Züchterlehrfahrt 2018!!
Susanne Pirchner