Auf Erkundungstour im Osten Österreichs

Im Gegensatz zu den Fleckvieh-Züchterlehrfahrten der letzten Jahre, führte uns die diesjährige Exkursion nicht über die Grenze Österreichs hinaus, sondern durch Oberösterreich in die Wachau und weiter in die Bundeshauptstadt Wien.

Am 28. Oktober sehr früh am Morgen begann die Reise in Richtung Niederösterreich, wo als erster Programmpunkt die Besichtigung des Fleckviehbetriebes der Familie Gertraud & Johann Ratzberger, bester Fleckviehzüchter der Jahre 2010 & 2011, auf dem Plan stand. Der Betrieb Ratzberger ist vielen Züchtern sicherlich bereits bekannt – einerseits durch die großen Schauerfolge bei der Bundesfleckviehschau 2011 in Ried, an welcher der Betrieb mit elf Kühen teilnahm und von vier möglichen Bundessiegen zwei Titel nach Hause holen konnte. Andererseits stammen der Zuchtstier GS Rau und zahlreiche weitere positive Vererber wie zB GS Pandora, GS Vidor oder GS Mimera (um nur einige aufzuzählen) aus dem Betrieb Ratzberger. Mit diesen Erfolgen haben die betrieblichen Leitsätze der Familie: „Gesunde Kühe und eine gesunde Herde sind die Lebensqualität des Bauern“ & „Kühe müssen an das System angepasst werden, nicht umgekehrt“ ihre Richtigkeit unter Beweis gestellt!
Der Betrieb wurde im Jahr 2000 von Gertraud und Johann mit einer Milchquote von 100.000l übernommen und kontinuierlich bis ca. 500.000l aufgestockt. Jährlich werden zwischen 40 und 60 Erst-lingskühe verkauft. Die Betriebsgröße von 58ha landwirtschaftlicher Nutzfläche setzt sich aus 22ha Eigengrund, 33ha Pachtgrund und 3ha Wald zusammen und wurde mit 181 BHK-Punkten bewertet. Auf 560m Seehöhe werden im Schnitt 53 Milchkühe mit einer Leistung von ca. 11.000l mit 4,25% Fett und 3,38% Eiweiß gehalten, 25 Stk. Jungvieh stehen in einem angepachteten Betrieb, welcher auch die Fütterung der Tiere übernimmt. Im Anschluss an die Betriebsvorstellung wurden uns eini-ge züchterisch interessante Kühe vorgestellt, außerdem kamen einige Reiseteilnehmer in den Genuss, den „Kuhaufzug“ benützen zu dürfen. Da sich das Stallgebäude in Hanglage befindet und der Bau doppelstöckig durchgeführt wurde, wurde der „Kuhaufzug“ eingebaut, mit welchem Tiere, die in Kürze abkalben, in die Abkalbebox im unteren Stock befördert werden.
 
Nach kurzer Stärkung sowohl beim Betrieb Ratzberger und später beim Mittagessen ging es weiter zur Basilika Sonntagberg, dem wohl markantesten Wahrzeichen des Mostviertels.
Dort wurden wir vom ehemaligen ZAR-Obmann Anton Wagner bereits erwartet und mit einem Stamperl Zwetschgen- bzw. Birnenbrand begrüßt. Dieser teilte uns vorab einige interessante Informationen über die landwirtschaftlichen Gegebenheiten der Region mit. Dank des schönen Wetters wurde uns der faszinierende Ausblick, den man dort geboten bekommt, zum Glück nicht vorenthalten! Durch eine kurze Führung von Pater Franz wurde uns die Geschichte der Basilika Sonntagberg, welche mit Mariazell und Maria Taferl zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten Österreichs zählt, näher erklärt. Anschließend ging es über den Panoramahöhenweg weiter nach St. Pölten, wo wir während der Reise unser Quartier bezogen.

Bereits früh am Morgen ging es am Samstag weiter in Richtung Wien, wo ein Besuch bei der ZAR auf dem Programm stand. Obmann Stefan Lindner und Geschäftsführer DI Martin Stegfellner stellten die Organisation vor und erläuterten grob den Tätigkeitsbereich und die Aufgabengebiete der ZAR. Überaus interessiert folgten die 70 Reiseteilnehmer den Worten der beiden Führungskräfte, die bereitwillig die Fragen der Teilnehmer beantworteten.

Die Zeit verging sehr schnell und so wurde es etwas hektisch, um pünktlich zum nächsten Termin, der Spanischen Hofreitschule, zu gelangen. Während einer 70-minütigen Aufführung durften wir die außergewöhnlichen Kunststücke der Lipizzaner bewundern. Vorgeführt wurden uns die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp und „außergewöhnliche Gangarten“ wie Seitengänge, Rückwärtstreten oder Piaffe (trabartige Bewegung an der Stelle) – man kann nur erahnen, wie viel Geduld und Erfahrung das Training mit den Pferden benötigt, um ihnen diese Kunststücke beibringen zu können.

Nach dem Mittagessen waren wir für eine Führung im Parlament angemeldet. Aufgeteilt in zwei Gruppen besichtigten wir das rund 130 Jahre alte, von Architekt Theophil Hansen geplante Gebäude. Der Bau begann im Jahr 1874 und dauerte 9 Jahre, der größte der insgesamt 1.600 Räume ist die Säulenhalle, die von uns - ebenso wie der Sitzungsaal des Bundesrates, der Saal der Bundesversammlung und der Saal des Nationalrates - besichtigt werden konnte.

Natürlich durfte bei unserem Aufenthalt im Mostviertel der Besuch einer Buschenschank nicht fehlen - diesen hatten wir für Samstagabend eingeplant. Bei Familie Friewald in Wölbling verbrachten wir einen geselligen Abend. In gemütlicher Runde konnten die vielen Eindrücke und Informationen des Tages wieder in Erinnerung gerufen und besprochen werden.

Da der Samstag mit einem strengen Programm gefüllt war, startete der Sonntag etwas gemütlicher. Nach dem Frühstück ging die Fahrt über die Wachau zurück nach Zipf in Oberösterreich.
Am Ziel angelangt wurden wir von Franz Staufer, der für viele Reiseteilnehmer kein unbekanntes Gesicht mehr war, begrüßt. Bereits mehr als 100 Milchkühe wurden vom Betrieb Staufer über die Versteigerungen in Maishofen angekauft, mittlerweile stehen über 200 Milchkühe im 2013 neu erbauten Laufstall, in welchem speziell auf den Kuhkomfort großer Wert gelegt wurde. Die Melkarbeit übernehmen insgesamt 3 Melkroboter, die Futterbereitstellung wird durch einen elektronischen Butler organisiert, bemessen auf 55kg Futter/Kuh/Tag. Bewirtschaftet werden derzeit 120ha Grünland und 30ha Acker. Die komplette Rohmilch wird in der Hofmolkerei zu Topfen, Joghurt und Aufstriche verarbeitet. Die Besonderheit und das spezielle Qualitätsmerkmal an diesen Produkten ist, dass bei der Erzeugung komplett auf Zusatzstoffe wie Konservierungs- und Bindemittel verzichtet wird. Auch die Milch wird weder mikrofiltriert, noch ultrahoch erhitzt. Durch einen kurzen Film wurde uns ein Einblick in die Herstellung der Milchprodukte in der Hofmolkerei gewährt. Anschließend konnten wir uns von der Qualität und dem Geschmack der Produkte selbst ein Bild machen: verschiedene Aufstriche und Joghurt wurden uns im Besucherraum zum Verkosten angeboten und überzeugten! Verkauft werden die Lebensmittel im Handel und in der Gastronomie: mittlerweile werden bereits 55 Hotels beliefert, auch in einigen Handelsketten wurde eine Listung erreicht. Neben den beiden Söhnen und Frau Staufer zählt der Betrieb mittlerweile 22 Mitarbeiter, davon sind 4 Personen fix in der Landwirtschaft beschäftigt.
Mit dem Besuch der Hofmolkerei Staufer, konnte ein perfekter Abschluss für eine gelungene und sehr interessante Lehrfahrt gefunden werden.

An dieser Stelle sei dem Busunternehmen Markus Gassner, den Organisatoren – ÖR Toni Hörbiger und Barbara Wurnitsch und natürlich den besichtigten Betrieben und Organisationen, die uns Tür und Tor geöffnet haben, herzlich gedankt – ohne sie wäre ein Ausflug in dieser Form nicht möglich!

Susanne Pirchner

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