Hofübergabe bei Fleischrinder Austria
Im Rahmen der Generalversammlung in Wien wurde die Burgenländerin Beatrix Schütz einstimmig zur neuen Obfrau von Fleischrinder Austria gewählt. Sie folgt dem Steirer Walter Steinberger nach, der nach acht Jahren an der Spitze der Organisation feierlich verabschiedet wurde.
Ihr zur Seite stehen zwei Stellvertreter, die beide im Amt bestätigt wurden: Johanna Schachinger, Charolaiszüchterin aus St. Martin im Innkreis (Oberösterreich), und Horst Schnitzer, der in Feldkirchen in Kärnten gemeinsam mit seiner Familie einen Original-Pinzgauer-Zuchtbetrieb führt. Geschäftsführerin Anna Koiner und Schriftführer Christian Moser komplettieren den Vorstand.
Die Organisation vertritt die Interessen von rund 2.900 Zuchtbetrieben mit 26.000 Herdebuchkühen aus 24 verschiedenen Rassen. Für 14 spezielle Fleischrinderrassen ist Fleischrinder Austria österreichweit als Zuchtorganisation anerkannt und führt die Zuchtprogramme in Kooperation mit den regionalen Zucht- und Landeskontrollverbänden durch. Auch die Anliegen der neun Generhaltungsrassen sowie der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh, die ebenfalls eine Fleischleistungsprüfung durchführt, werden berücksichtigt. Seit 2019 ist der operative Bereich des Vereins in die Rinderzucht Austria eingegliedert – dadurch wurde nicht nur die Verbindung zu den Landesorganisationen, sondern auch zur Dachorganisation gestärkt.
Ehrengäste gratulierten zur Wahl
Grußworte an die Generalversammlung richteten DI Nikolaus Berlakovich, Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, ÖR Ing. Thomas Schweigl, Obmann der Rinderzucht Austria, sowie sein Stellvertreter Matthias Bischof. Für die Tierzuchtdirektoren gratulierte der Burgenländer DI Franz Vuk in seinen Grußworten zur Wahl.
Dank an Walter Steinberger
Nicht nur die Ehrengäste, auch alle Vorstandsmitglieder bedankten sich bei Walter Steinberger. Er stand der Organisation acht Jahre als Obmann vor. Das größte Projekt unter seiner Führung war die Eingliederung des operativen Bereichs des Vereins in die Rinderzucht Austria. Durch diese wegweisende Entscheidung konnten neue Initiativen erfolgreich umgesetzt werden.
Licht und Schatten in der Mutterkuhhaltung
Der Leiter der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen Martin Schönhart beleuchtete in seinem Gastreferat einige interessante Aspekte zum Rindfleischmarkt und Mutterkuhhaltung. Gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftet er selbst einen Murbodnerbetrieb in der Steiermark. Der Blick in die Vergangenheit zeigt hier zwei Entwicklungen mit rückläufigen Rindfleischkonsum und einem großen Rückgang in den Rinderbestandszahlen. Generell hat es in der EU von 2013 bis 2024 einen Rückgang im Rinderbestand um 8 % gegeben. Sehr stark spürbar sind diese Rückgänge in den großen EU-Landwirtschaftsländern Deutschland (- 18 %), Frankreich (- 14 %) und den Niederlande (- 13 %). Gesteigert wurde hingegen der Rinderbestand in Polen mit + 11 %. Für Österreich ist für dieses Zeitfenster ein Minus von 7 % feststellbar. In der Mutterkuhhaltung gab es seit Wegfall der Mutterkuhprämie einen großen Rückgang, der nach wie vor bemerkbar ist trotz guter Vermarktungserlöse. Bei den Milchkühen blieb der Bestand in diesem Zeitraum relativ konstant. Im Ausblick der EU bis 2035 – genannt EU Agricultural Outlook – wird die Verlagerung von Rind und Schwein hin zu Geflügel fortgesetzt. Sowohl in Produktion wie auch Konsum geht man in diesem Outlook von einer rückläufigen Entwicklung aus bei steigenden Preisen für Rindfleisch. Dies bedeutet, dass die aktuell gute Marktlage unter diesem Umfeld weiter bestehen bleibt und sich positiv entwickelt, sofern keine gravierenden Einschnitte durch Zollpolitik oder anderen Handelshemmnissen auftreten.
Dieses gute Marktumfeld auf dem Rindfleischmarkt hat trotzdem zu einem erheblichen Rückgang der Mutterkuhproduktion sowohl bei den Betrieben als auch Tierzahlen geführt. Aufgrund der Kleinstrukturiertheit ergeben sich starke Streuungen der einzelbetrieblichen Einkommensergebnisse. Laut „Grünen Bericht“ erzielen bessere Betriebe akzeptable Einkünfte aufgrund guter Produktionstechnik und guter Leistungsparameter wie kurze Zwischenkalbzeit, hohe Tageszunahmen, gute Qualität der Einsteller bzw. Jungrinder, niedrige Kälberverluste durch gutes Stallklima und Hygiene, langlebige Kühe zur Reduktion der Bestandsergänzungskosten, Einsatz geeigneter Genetik und kostengünstigen Nutzung des Grünlandes beispielsweise durch Weide. Eine besondere Beachtung muss den betrieblichen Fixkosten – im Besonderen den Abschreibungen – geschenkt werden und schlussendlich der Optimierung für den Erhalt von öffentlichen Geldern.
Die neue Obfrau im Porträt
Seit 2017 führt Beatrix Schütz einen Mutterkuh- und Fleischrinderzuchtbetrieb in Landsee im Burgenland. Seit 2022 steht die 36-Jährige dem burgenländischen Rinderzuchtverband als Obfrau vor. Bereits davor war sie Sprecherin der burgenländischen Fleischrinderzüchter und Delegierte in der Fleischrinder Austria. Die engagierte Blonde-d’Aquitaine-Züchterin ist auch begeisterte und erfolgreiche Schauteilnehmerin. Der Bundessieg mit ihrer Kuh „Honey“ vor zwei Jahren war ein Höhepunkt ihrer Züchterkarriere.
In ihrer Antrittsrede betonte Schütz die Stärken der Branche: tiergerechte Haltung, den Erhalt der Kulturlandschaft und die verantwortungsbewusste Produktion von Rindfleisch höchster Qualität. Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Fleischrinder- und Generhaltungszucht sei nur gemeinsam möglich. Diesen Weg, der sich bereits in den vergangenen Jahren bewährt habe, wolle sie konsequent weitergehen. Sie freue sich daher besonders auf den Austausch mit den Zuchtverbänden und Rassevertretern und wolle die Zusammenarbeit mit Vermarktung und Beratung weiter fördern.
Wichtig ist aber nicht nur die interne, sondern auch die Kommunikation mit der Gesellschaft: Zu zeigen, dass die Rinderhaltung in Österreich auf höchstem Niveau erfolgt – und so die Wertschätzung zu stärken.
Die Generalversammlung klang in geselliger Runde aus – ein würdiger Rahmen für den Start in eine neue Ära von Fleischrinder Austria.