Züchterabend Fleckvieh

Ende Oktober fand erstmals ein Fleckvieh-Züchterabend am Auhof der Familie Schnell in St. Johann statt. Fachausschuss-Obmann Hubert Rettensteiner konnte eine Vielzahl an interessierten Züchterinnen und Züchter begrüßen.

Moderner Liegeboxenlaufstall
Hermann Schnell und sein Mitarbeiter Michael Laubichler stellten den Betrieb kurz vor. Am Bio-Betrieb werden ca. 100 Kühe und ca. 80 Stück Jungvieh gehalten. Vor 3 Jahren wurde ein neuer Laufstall mit modernster Technik errichtet. Gemolken wird mit zwei Melkrobotern, für den Liegekomfort sorgt ein automatisches Einstreugerät, für das Futter kümmert sich ein Fütterungsroboter, die Laufgänge säubert ein Spaltenroboter und die Kälber versorgt ein Tränkeautomat. Durch die Automatisierungen ist es auch möglich, dass dieser große Betrieb größtenteils von einem Mann betreut werden kann. Michael Laubichler ist für die 180-köpfige Herde zuständig und managt die Landwirtschaft mit viel Engagement und Umsicht. Den Sommer verbringt der gesamte Bestand auf der hofeigenen Alm am Pass Thurn. Ein Großteil der Kühe kalbt zwischen September und Weihnachten ab.

Vielfältiges Angebot an Besamungsstiere
Im Anschluss stellte GF Thomas Edenhauser das aktuelle Besamungsprogramm der Rasse Fleckvieh vor. Insgesamt sind 32 Fleckvieh-Stiere im Angebot der Besamungsstation Kleßheim. Das Angebot ist sehr vielfältig und umfasst neben bewährte töchtergeprüfte Stiere auch ganz aktuelle genomische Jungstiere. Mit insgesamt 8 genetisch hornlosen Stieren ist das Angebot an Hornlosgenetik so groß wie noch nie.

Fleckviehzucht und Genomselektion
Als Höhepunkt hielt der GF der Genostar DI Peter Stückler ein Referat zum Thema „Fleckviehzucht im Zeitalter der Genomselektion“. In seinen Ausführungen beschreibt er die gewaltigen Änderungen in der Zucht in den letzten 10 Jahren. Durch die genomische Zuchtwertschätzung konnte der Zuchtfortschritt deutlich gesteigert werden. Am Deutlichsten fällt dieser Fortschritt bei den Fitnessmerkmalen aus. Der Einsatz von genomischen Jungstieren ist von Region zu Region sehr unterschiedlich, so liegt er in Salzburg bei ca. 40 % und in der Steiermark bei knapp 70% im Anteil an die gesamten Besamungen. Der Zuchtfortschritt wird wesentlich von der Selektionsintensität und dem Generationsintervall beeinflusst. Durch den teilweisen Einsatz (ca. 50%) von genomischen Jungstiere als Stierväter kann der Generationsintervall verkürzt werden und der Zuchtfortschritt gesteigert werden. Das ursprüngliche Prüfstierprogramm wurde 2011 eingestellt. Es werden aber weiterhin alle genomische Jungstiere so lange behalten, bis der Stier einen töchtergeprüften Zuchtwert erhält. Erst dann werden die Stiere, die nicht entsprechen, geschlachtet. Die Anzahl an Stierankäufen wurde deutlich reduziert, aber die Investitionen in Stierankäufe wurden mehr als verdoppelt. Seit einigen Jahren findet eine wöchentliche Selektion der interessantesten Kälber (männlich wie weiblich) nach dem 4 Väter-Index mit einer Typisierungsempfehlung statt. Bei den besten weiblichen Jungrindern wird ein Embryotransfer durchgeführt. Sehr wichtig ist seiner Meinung nach, dass die Zucht und die Besamung in einer Hand sind und diese sehr eng zusammenarbeiten.
Konsequente Zuchtarbeit
Als wichtiges Instrument in der Zuchtberatung sieht der Experte die flächendeckenden Anpaarungsvorschläge mit dem Programm „Genostar All in One“, welche in der Steiermark, Niederösterreich und in Salzburg per E-Mail ausgeschickt werden. Es dient als Unterstützung für die Züchter bei der Anpaarung. Als weiteres Service für die Züchter wird dieses Anpaarungsprogramm auch als App mit einer Containerverwaltung und dem Melden der Besamungen angeboten. Wie konsequent die Steiermark in der Zucht ist, sieht man auch beim Anteil der genetisch interessanten Fleckviehtiere. 41 % der weiblichen Zuchttiere mit einem goGZW von über 130 in Österreich stehen in der Steiermark, wobei der Anteil der Herdebuchkühe nur 14,8 % beträgt. Peter Stückler sieht auch die Vorteile eines genomischen Herdenmanagements. Durch die Testung des ganzen Jungtierbestandes können die Aufzuchttiere gezielt ausgesucht werden.
Zum Abschluss gab Peter Stückler noch einen kurzen Ausblick in die Zukunft der Fleckviehzucht. Am Anfang war er eher skeptisch, aber jetzt ist er auch der Meinung, dass die Zukunft von Fleckvieh hornlos ist. Es ist ihm wichtig, dass man erst mit einer konkurrenzfähigen Hornlosgenetik (im Vergleich zu behornter) in die Breite geht. Wesentlich ist ihm auch, dass man mit Linien arbeiten, wo das Hornlosgen von der Red Holstein – Rasse kommt und nicht von der Fleischseite.  Weiters ist ihm wichtig, dass man sich auf Fakten anstatt auf Mythen und Populismus verlässt. So sieht er zum Beispiel für die Zucht in Richtung Betakasein A2A2 keine Notwendigkeit, weil es keine wissenschaftlich belegten Studien dazu gibt. Auch gegen den gezielten Einsatz von Stieren mit (mischerbigen) Erbfehlern spricht für den Zuchtexperten nichts. Unumgänglich ist auch, dass die Zucht in bäuerlicher Hand bleibt. Man muss die modernen Techniken in der Zucht nutzen und konsequent im Zuchtprogramm umsetzten.

Zum Abschluss bedankte sich FA-Obmann Hubert Rettensteiner noch bei Peter Stückler für das höchst interessante Referat, bei der Familie Schnell für die Möglichkeit diesen Züchterabend bei ihnen zu veranstalten und auch bei unseren Fleckvieh- Jungzüchtern für die gute Verpflegung – ein herzliches Vergelt`s Gott.