„Rindfleischmärkte – viele Spannungsfelder und ein positiver Ausblick“

Von links nach rechts: DI Werner Habermann (Geschäftsführer ARGE Rind), Ing. Josef Fradler jun, (Obmann ARGE Rind), Mag Norbert Marcher, Vizepräsidentin der LK Kärnten Astrid Brunner, Präsident der LK Kärnten Siegfried Huber, Aufsichtsratsvorsitzender der ARGE Rind Hansjörg Landmann

Die vergangenen eineinhalb Jahre waren für die österreichischen Rinderbauern und die ARGE Rind geprägt von zahlreichen Herausforderungen – es gab jedoch auch positive Markt- und Preisentwicklung.

Spannungsfelder wie Covid-bedingte Lock-Downs, Klima- und Tierschutzdiskussionen, sich änderndes Konsumverhalten, die in den letzten Monaten massiv gestiegenen Kosten sowie die hohe Inflation etc. forderten die Rinderwirtschaft enorm – und beschäftigen sie wohl weiterhin. Mit Veränderungen umzugehen und rasch am Markt zu agieren – vor allem auch in einer schnelllebigen Zeit mit sehr kurzfristigen, sich ändernden Rahmenbedingungen – charakterisieren die vielseitigen Tätigkeiten und Aktivitäten der ARGE Rind.

Im Rahmen der Generalversammlung der ARGE Rind am 27.09.2022 im Seeparkhotel in Klagenfurt wurden viele dieser Themenfelder im Jahresrückblick durchleuchtet. Zahlreiche Gäste aus der Rinderzucht, von Bio-Austria, der Agrarpolitik, den Landwirtschaftskammern, der AMA-Marketing, der Fleischbranche und dem Lebensmittelhandel folgten der Einladung zur Generalversammlung der ARGE Rind. Als Dachorganisation koordiniert die ARGE Rind die Tätig­keiten der 8 Rindererzeugergemeinschaften in den Bundesländern und ist gleichzeitig die Interessensvertretung für die Rindfleisch-Produzenten in Österreich.

 

Als gemeinsame Stimme der Rinderbauern Stabilität sichern und Märkte weiterentwickeln

ARGE Rind-Obmann Josef Fradler verdeutlichte in seinen einleitenden Worten den großen Stellenwert der Qualitätsproduktion in Österreich, besonders auch im derzeitigen vielseitigen und herausfordernden Umfeld. „Die ARGE Rind ist hier am Markt sehr aktiv, steuert die Mengen in den Programmen und entwickelt gemeinsam mit Vermarktungspartner Absatzschienen im Inland und auch in der Rindfleisch-Exportvermarktung weiter“, so Fradler. Wesentliche Schwerpunkte für die nächste Zeit sieht Obmann Fradler darin „in den Bereichen Klimawirkungen, Tierhaltungsfragen und Ernährungsdiskussionen, mit fundierter wissenschaftlicher Basis und medialer, sachlicher Kommunikation die Dinge ins richtige Licht zu rücken“. 

 

Tätigkeitsbericht der ARGE Rind

Im Tätigkeitsbericht der ARGE Rind präsentierte Geschäftsführer DI Werner Habermann die positive Entwick­lung der ARGE Rind in der Vermarktung. Ca. 76% der Schlachtrinder wurden über Qualitätsrindfleisch-Programme mit Preiszuschlägen vermarktet und somit die Wertschöpfung auf den Betrieben verbessert. Zur Entwicklung der Rindfleisch-Erzeugerpreise hielt Habermann fest: „In den letzten eineinhalb Jahren haben die Preise deutlich angezogen. Aufgrund der Kostensteigerungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben sind höhere Preise auch absolut notwendig. Im Gegensatz zur relativ stabilen Produktion in Österreich hat in einigen anderen EU-Ländern (z.B. Deutschland) zusätzlich die stark rückläufige Rinderhaltung und somit die knappere Marktversorgung die Preisentwicklung belebt.“ Bei den Vermarktungsprojekten hob Habermann hervor, dass es 2021 bei Kalbfleisch gelungen ist, mit AMA-Gütesiegel Kalb rose eine zusätzliche Qualitätsschiene am Markt zu etablieren. Die wöchentlichen Vermarktungsmengen liegen hier bei 70-100 Stück, weitere Produzenten zur Ausweitung der Produktion sind gesucht. 

Der Geschäftsführer hielt aber auch fest, dass die hohe Inflation und die damit deutlich steigenden Lebenshaltungskosten, Auswirkungen auf das Kaufverhalten und speziell auch auf das Konsumverhalten bei Rindfleisch, haben könnten. Konsumenten reagieren derzeit zunehmend „preissensibel“, so die Rückmeldungen aus dem Lebensmittelhandel (rückläufige Mengenumsätze bei Fleisch; Handelsmarken, Preiseinstiegssegmente und Aktionen werden bevorzugt). In Bezug auf die Gastronomie-Vermarktungsschienen erwähnte Habermann grundsätzlich positive Entwicklungsschritte, bekräftige aber wiederholt die Forderung nach einer klaren Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Gastronomie. „Dies würde die Position von österreichischem Qualitätsrindfleisch im Außer-Haus-Verzehr stärken“, so Habermann.

 

Potentiale entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam nutzen

Gastreferent Mag. Norbert Marcher zeigte in seinem Hauptvortrag die globalen, europäischen und österreichischen Marktentwicklungen im Hinblick auf Produktionsvolumen sowie Konsum sowie die verschiedenen Handelsverflechtungen auf. Er verwies auf den global steigenden Bedarf an Fleisch durch die wachsende Weltbevölkerung, wobei die Verteilungsfrage eine zentrale Herausforderung bleiben wird. In Regionen mit hohem Fleischkonsum (z.B. Europa) wird der Pro-Kopf-Konsum weiterhin etwas rückläufig sein, gleichzeitig aber auch die Produktion durch höhere Umweltauflagen etwas schrumpfen.

Mag. Marcher veranschaulichte, dass ca. 62% des Eiweißbedarfes des Weltbevölkerung durch tierische Proteine gedeckt werden. „Die Rinderhaltung stellt mit der Erzeugung von Milch und Rindfleisch dabei die größte Eiweißquelle dar. Das Rind ist keine direkte Nahrungsmittelkonkurrenz für den Menschen, da überwiegend Grünlandfutter zu höherwertiger Eiweißquelle veredelt wird. Im Zusammenhang mit der Klimadiskussion ist dieser Aspekt unbedingt zu berücksichtigen“, so Marcher.

Bezugnehmend auf den heimischen Rindfleischsektor bekräftigte Mag. Marcher: „Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir haben in der Tierhaltung sowie in der Produktion und Verarbeitung sehr gute Standards. Vieles läuft bereits gut und nicht alles muss neu erfunden werden. Es gilt, entlang der Wertschöpfungskette Potentiale gemeinsam zu heben. Die Erzeugergemeinschaften nehmen hierbei eine sehr wichtige Rolle für die Landwirtschaft und für den ganzen Lebensmittelsektor war. Für die Zukunft gilt: Den Focus auf die kleinen Dinge legen, etwas besser zu machen“.

DI Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind fasst abschließend zusammen: „In schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig die Funktion der Erzeugergemeinschaften sind: In ihrer Funktion als Bündeler und Preisstabilisatoren setzen sich die EZGs für die Anliegen Bauern, und in weiterer Folge der Konsumenten und Partner mit einer Schlagkraft ein, die ein Einzelner einfach nicht erbringen kann. Eine der wichtigsten Forderungen der ARGE Rind ist die Herkunftskennzeichnung über alle Stufen – nur damit kann ein fairer Wettbewerb, Transparenz und sowie letztlich die Erhaltung der Landwirtschaft gewährleistet werden!“